„Der Wein ist ein Spiegel des Menschen.“

Alkaios (530-680 v. Chr.), griechischer Lyriker

Alpengenuss mit Dr. Rebe am 23. Juni / 06. Juli / 15. September 2024

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Gute Menschen wissen gute Weine zu schätzen. Böse Menschen leeren bloss das Glas. Der Genuss zählt hier und nicht Menge oder gewagter Preis. Wein wird vor meinen Augen zelebriert. Genuss strömt aus jeder Flasche, wertvolles Wissen aus jeder Erklärung. Handverlesen vom Gastgeber sind die verschiedenen Weine aus dem Wallis. Allein zahlreiche Walliser Schätze von ausgewählten Spitzenwinzern warten auf meine Entdeckung. Medy kennt sie alle persönlich, Macher und Gemachtes aus dem Rebberg. Man möchte meinen, er wisse um jede Traube persönlich, aus denen die Weine im ausserordentlichen Keller des Schweizerhofs geboren wurden. Schweizerhof Saas-Fee – Weinkompetenz in nicht gekanntem Ausmass.

„Weinkenner wird man nicht über Nacht“
Medy Hischier ist nicht nur ein guter Golfer. Er ist in erster Linie ein Besessener des guten Tropfens, ein Extremist des Weinkelchs, ein Tabuloser der Weinszene. Er nennt die Sache beim Namen und schreckt auch vor der Demontage scheinbar in Stein gemeisselter Weinweisheiten nicht zurück. Eine Annäherung per Interview mit Medy alias Dr. Rebe.

Ein Interview mit Medy alias Dr. Rebe.

Was braucht man, um Weinkenner zu sein?

Ein ausgezeichnetes Gedächtnis, einen ausgeprägten Geruchs- und Geschmackssinn. Etwas Eigensinn, Mut und Standhaftigkeit bei der Vertretung der eigenen Meinung können auch nicht schaden. Aber vor allem muss allem ein fundiertes Wissen über das Zusammenspiel von Rebberg, Keller und Winzer zugrunde liegen. Erst dann lassen sich Weine dort einordnen, wo sie hingehören. Ich verbinde Weine immer mit einer Geschichte. Dadurch erkenne ich die Weine wieder und werde mir auch bewusst, welche Qualitätsstufe der degustierte Wein im Verhältnis zu den Vorgängern hat. Etwas ganz Wichtiges: Auch als Weinkenner muss man offen sein für Neues und sich möglichst davor hüten, früher eingeschlagene Wege als die einzig richtigen zu erachten. Denn Wein kann dich jeden Tag aufs Neue überraschen – im positiven aber auch im negativen Sinn.

Jetzt nennen sich aber viele Leute Weinkenner?

Sagen wir so: Es gibt viele Könige beim Wein aber nur wenige, welche die Krone auch verdienen. Etwas nachplappern und dann für die eigene Erkenntnis verkaufen ist für mich nicht ein Anzeichen für Weinkenner, sondern für Hochstapler. Es reicht nicht, einen Wein zu kennen, um darüber befinden zu können, man muss viele erforschen, um sich eine fundierte Meinung zu einem bestimmten Wein bilden zu können.

Wie lernt man das?

Meine Ausbildung als eidgenössisch diplomierter Weinhändler ist die theoretische Basis meiner Weinkenntnisse. Gepaart mit 32 Jahren Erfahrung im Beruf als Weinhändler und Hotelier und unzähligen wertvollen Bekanntschaften und Gesprächen mit grossen Winzerinnen und Winzern und solchen, die sich dafür halten bilden meinen Wissensschatz in Sachen Wein. Hinzu kommt, dass ich pro Jahr rund 1500 verschiedene Weine verköstige. Von denen schaffen es im Schnitt 150 auf meine Weinkarte. Die Durchfallquote ist also bedeutend höher als im Medizinstudium.

Was macht einen Weinkenner aus?

Er muss die Rebsorten in einem bestimmten Terroir sehr gut kennen. Er muss die Typizität der Weine einer Region im Kopf haben. Er muss einen feinen Gaumen und eine noch feinere Nase haben. Vor allem muss er aber den Mut haben, seine Meinung auch dann kund zu tun und zu begründen, wenn alle anderen das Gegenteil behaupten. Bei mir ist es so, dass ein Wein in verschiedensten Sprachen zu mir spricht. Die Farbe sagt mir schon, welche Rebsorten auszuschliessen sind. Der Geruch zeigt mir unter anderem, in welchem Land ich den Wein anzusiedeln habe. Der Geschmack verrät mir auch, wie der Winzer arbeitet.

Kennt man Weine, ist die Krönung die Kombination von Speisen und Wein…

…ich würde eher sagen die Kombination von Geschmäckern. Dafür reicht es aber nicht, sich in Weinen sehr gut auszukennen. Man muss auch bereit sein, alles zu probieren und zu testen, was die Welt an Speisen anzubieten hat. Wenn ich ein neues Gericht probiere, läuft im Hintergrund immer das „Weinprogramm“ mit, das mir den passenden Wein zu dem Gericht liefert oder zumindest eine engere Auswahl.

Was kann ein Weinliebhaber von Ihnen lernen?

Er wird nicht über Nacht zu einem Weinexperten, nur weil ich ihm ein paar Dinge über Wein erzähle. Er wird aber in der Lage sein, Weine anhand der Taubensorte zuzuordnen, ihnen eine bestimmte Qualität zu geben. Er erfährt von mir viel über die Arbeit in den Rebbergen und den Kellern, welche die Grundlage für die Qualität des Rebsaftes bilden. Zudem öffne ich vielen die Augen über Weinirrtümer, die zwar erwiesenermassen Blödsinn sind aber sich äusserst hartnäckig als Wahrheit halten. Was ich versprechen kann: Wer sich zusammen mit mir mit Wein beschäftigt, kommt der Wahrheit hinter der Flasche einen schönen Schritt näher.

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